Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS)

Mit Hilfe der transkraniellen Gleichstromstimulation wird die Aktivität einzelner Hirnregionen angeregt odergehemmt. Wir wenden diese Methode bei der Behandlung folgender Krankheitsbilder an:

  • Chronisches Fatigue Syndrom

  • Fibromyalgie

Zudem setzen wir die transkranielle Gleichstromstimulation als Add-on-Behandlung zum Neuro-/Biofeedback-Training bei folgenden Krankheitsbildern ein:

  • Stressymptome

  • Angststörungen

  • ADHS

  • Kognitive Defizite

 
 


Wie funktioniert die tDCS?

Zwischen zwei oder mehr Oberflächenelektroden wird eine niedrige Spannung (wenige Volt) angelegt und damit ein schwacher Strom (wenige mA) induziert. In der Hirnrinde unter der Anode (Pluspol) kommt es dabei zu einer Depolarisation der Nervenzellkörper, was zu einer erhöhten Erregbarkeit führt. Umgekehrt wird unter dem Kathode  (Minuspol) die Erregbarkeit gehemmt. Es kann somit gezielt die kortikale Aktivität im Gehirn moduliert werden. 

 
 

Bildgebende Untersuchungen konnten z.B. zeigen, dass bei Depressionen Neuronen im linken dorsolateralan präfrontalen Kortex (DLPFC) unteraktviert sind. Legt man die Anode über dem linken DLPFC an, kann die neuronale Aktivität erhöht werden, was einen antidepressiven Effekt hat. Je nach Erkrankung können die verwendeten elektrischen Felder gezielt angepasst werden.

Die Effekte lassen bei einmaliger Anwendung rasch (innerhalb von Minuten) nach. Nur bei wiederholter Anwendung während bis zu 4 Wochen täglich können anhaltende Effekte erreicht werden. Im Gegensatz zur repetitive Tanskraniellen Magnetstimulation (rTMS) kann diese Behandlung zu Hause erfolgen.

Seit wann kommt die tDCS zum Einsatz?

Bis ins 19. Jahrhundert gehen die Versuche zurück, mit Hilfe von elektrischem Strom gezielt psychische Erkrankungen zu behandeln. In den 1880er Jahren beschrieb z.B. der deutsche Psychiater Wilhelm Tigges den Nutzen von transkraniellem Gleichstrom (tDCS) bei Depressionen. In den 1960er Jahren konnten u.a. Lippold und Redfearn den Effekt von tDCS auf Stimmung und motorische Aktivität nachweisen. Mit Aufkommen der Psychopharmaka trat die Erforschung bzw. der Einsatz der tDCS in den Hintergrund. Seit den späten 1990er Jahren wird die tDCS sowohl bzgl. der neurobiologischen Grundlagen als auch bzgl. der klinischen Einsatzmöglichkeiten wieder intensiv untersucht und einige Anwendungen haben sich im klinischen Alltag bewährt

Wie sind die Resultate der Behandlung mit tDCS?

Für die Behandlung von Depressionen ist die Wirksamkeit der tDCS wissenschaftlich nachgewiesen. Bei kognitiven Defiziten und der Fibromyalgie gibt es zahlreiche Studien, die gute Effekte zeigten; grosse Placebo-kontrollierte Studien stehen allerdings noch aus.

Welche Nebenwirkungen können bei der tDCS auftreten?

Im Bereich der Elektroden spürt man ein Kribbeln oder auch Jucken; möglich sind auch lokale Rötungen. Gelegentlich kommt es zu Kopfschmerzen und unspezifischem Unwohlsein.

Wann kann die tDCS nicht angewendet werden?

In diesen Situationen kann die Behandlung nicht durchgeführt werden: implantierte intrakranielle Elektroden, Cochlea-Implantat, früher erfolgte Operation am Gehirn, ventrikulo-peritonealer Shunt, Herzschrittmacher oder Defibrillator, Schwangerschaft.

Werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen?

Die Kosten der Behandlungen mit tDCS werden von der Grundversicherung nicht übernommen. Sie können jedoch abklären, ob sich Ihre Zusatzversicherung (z.B. für innovative Behandlungen) teilweise an den Kosten beteiligt.

Bei Fragen zu unseren Leistungen und Preisen können Sie uns gerne anrufen oder schreiben Sie uns eine Mail.


Literatur

  • Lippold OCJ, Redfearn JWT. Mental Changes resulting from the passage of small direct currents through the human Brain. British Journal of Psychiatry 1964 110: 768-772.

  • Brunoni, AR et al. A systematic review on reporting and assessment of adverse effects associated with transcranial direct current stimulation. Int J Neuropsychopharmacol 2011 Sep;14(8):1133-45.

  • Tortella, G et al. Transcranial direct current stimulation in psychiatric disorders. World J Psychiatry 2015 Mar 22; 5(1): 88–102.

  • Bikson, M et al. Safety of Transcranial Direct Current Stimulation: Evidence Based Update 2016. Brain Stimul 2016 Sep-Oct;9(5):641-661.

  • Brunoni, AR et al. Transcranial direct current stimulation for acute major depressive episodes: meta-analysis of individual patient data. Br J Psychiatry 2016 Jun;208(6):522-31.

  • Lefaucheur, JP et al. Evidence-based guidelines on the therapeutic use of transcranial direct current stimulation (tDCS). Clin Neurophysiol 2017 Jan;128(1):56-92.

  • Fregni, F et al. Evidence-Based Guidelines and Secondary Meta-Analysis for the Use of Transcranial Direct Current Stimulation in Neurological and Psychiatric Disorders. Int J Neuropsychopharmacol. 21. April 2021;24(4):256–313.